Arbeitsweise & Methoden

Eine wichtige fachliche Grundlage meiner Arbeit ist das Erwerbsmodell nach Dr. Jochen Klein. Es beschreibt Lernen als einen komplexen Entwicklungsprozess, der auf mehreren Ebenen stattfindet: Sensomotorik - Sprache - Schriftsprache - Rechnen - Psyche. Diese Ebenen sind eng miteinander verknüpft. Lernschwierigkeiten entstehen häufig dann, wenn einzelne dieser Bereiche nicht ausreichend entwickelt oder nicht gut aufeinander abgestimmt sind.

Ergänzend orientiere ich mich an einem neurodiversitätsorientierten Verständnis von Lernen. Aus dieser Perspektive ist Vielfalt keine Abweichung, sondern ein natürlicher Ausdruck menschlicher Entwicklung. Menschen lernen unterschiedlich – je nach Wahrnehmung, Denkweise und neurologischer Veranlagung. Ziel meiner Förderung ist es daher nicht, alle über denselben Lernweg zu führen, sondern individuelle Zugänge zu schaffen, die der jeweiligen Denk- und Lernweise gerecht werden.

Sensomotorik als Grundlage des Lernens

Die Sensomotorik spielt in der Lerntherapie eine zentrale Rolle, da sie eine der grundlegenden Voraussetzungen für gelingende Lernprozesse ist, insbesondere beim Lesen, Schreiben und Rechnen. Wissenschaftlich belegt ist, dass sensomotorische Funktionen wie Körperwahrnehmung, Gleichgewicht, Auge-Hand-Koordination und auditive sowie visuelle Verarbeitung eng mit schulischen Fertigkeiten verknüpft sind. Deshalb integriere ich sensomotorische Förderung gezielt in meine lerntherapeutische Arbeit. Je nach Bedarf kommen z. B. Übungen zur Körperkoordination, Rhythmus und Raumlage zum Einsatz.

Sprach- und Schriftspracherwerb: Phonologische Bewusstheit als Schlüssel

Ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf der Förderung der phonologischen Bewusstheit, einer der wichtigsten Vorläuferfertigkeiten für einen erfolgreichen Lese- und Schriftspracherwerb. Bereits im Vorschulalter ist es entscheidend, dass Kinder lernen, Laute zu hören, zu unterscheiden und zu verarbeiten.

Ein bewährtes Förderprogramm, das ich in meiner Praxis einsetze, ist:

  • Hören, Lauschen, Lernen (Würzburger Trainingsprogramm)
    Durch spielerische Übungen wie Reimen, Silbenklatschen und Lautanalysen werden Kinder frühzeitig in ihrer phonologischen Kompetenz gestärkt.

Auch Musik und musikgestützte Elemente sind ein wertvoller Bestandteil meiner Arbeit: Rhythmus, Melodie und Bewegung unterstützen Kinder multisensorisch beim Wahrnehmen und Verarbeiten von Lauten und Strukturen der Sprache.

Leseförderung & Rechtschreiben

Zur Förderung von Lese- und Rechtschreibfähigkeiten arbeite ich u. a. mit:

  • Kieler Lese- und Rechtschreibaufbau
    Der Kieler Lese- und Rechtschreibaufbau ist ein strukturiertes, wissenschaftlich fundiertes Programm zur Förderung des Schriftspracherwerbs. Durch systematische Laut-Buchstaben-Zuordnung, Silbengliederung und methodisch klar aufgebaute Übungen verbessert es Leseflüssigkeit, Lesegenauigkeit und Rechtschreibkompetenz nachhaltig.

  • FRESCH-Methode (Freiburger Rechtschreibschule)
    Die FRESCH-Methode beruht auf einem multisensorischen, rhythmisch-motorischen Strategieansatz. Kerntechniken sind:

    • Silbenschwingen oder „Sprechschwingen“ (synchrone Bewegung + Lautsprache)

    • Verlängern, Ableiten, Merkwörter (strategiebasiertes Schreiben)

    • Einsatz von Symbolen, Kärtchen und visuellen Hilfen zur Selbststeuerung

  • Marburger Rechtschreibtraining
    Das Marburger Rechtschreibtraining ist ein regelgeleitetes Förderprogramm, das Kindern und Jugendlichen hilft, Rechtschreibstrategien systematisch zu verstehen und anzuwenden. Mit klaren Regeln, Entscheidungsbäumen und gezielten Übungen unterstützt es den Aufbau von Rechtschreibsicherheit auf strukturierte und motivierende Weise.

Mathematische Förderung

Die individuellen Lern- und Denkstile bilden die Grundlage meiner mathematischen Förderung. Zu Beginn schaue ich gemeinsam mit der lernenden Person, auf welchem Weg sie Informationen am besten verarbeitet, zum Beispiel über Sprache, Bilder, Bewegung, Strukturen oder eine Kombination verschiedener Zugänge. Auf dieser Basis entwickle ich individuelle Erklärwege, Strategien und Übungen, die zur jeweiligen Denkweise passen. So kann mathematisches Verstehen auf einem persönlichen Weg entstehen und nachhaltig gefestigt werden.

Konzentrationsförderung

Die Förderung beginnt mit einer genauen Beobachtung. Ich schaue gemeinsam mit der lernenden Person: Wie werden Reize wahrgenommen? Was hilft dabei, bei einer Aufgabe zu bleiben? Welche Bedingungen unterstützen die Konzentration? Darauf aufbauend wähle ich individuell passende Methoden aus, um Aufmerksamkeit, Arbeitsverhalten und Selbststeuerung zu stärken. Das können strukturierende Hilfen sein, wie zum Beispiel visuelle Schrittpläne oder klare Aufgabenabfolgen. Auch Strategien zur inneren Steuerung kommen zum Einsatz – etwa durch innere Sprache wie „Was kommt als Nächstes?“ oder durch Übungen zur Impulskontrolle und Frustrationstoleranz. Je nach Bedarf ergänze ich die Stunden durch entspannende Elemente, Bewegungsimpulse oder spielerische Konzentrationstrainings, die helfen, den Fokus zu finden und zu halten.